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In einer Zeit, in der Stereotype und Klischees an Bedeutung gewinnen, die dazu dienen, Menschen zu klassifizieren, zu labeln oder gar auszusortieren, ist die Frage nach dem Gemeinsamen, also nach dem, was uns Menschen verbindet, besonders bedeutsam.
So widersprüchlich es klingen mag: Das, was uns Menschen verbindet, ist eines jeden Einzigartigkeit. Jede menschliche Person ist einzigartig, also individuell und eigenartig.
Diese Einzigartigkeit ist einfach, frei von Vergleichen, Urteilen und Wertungen. Jede Person hat ein eigenes physisches Erscheinungsbild, eine eigene Persönlichkeit, deren Grundlage die Seele, sowohl im psychischen, wie im metaphysischen Sinne ist. All dies befindet sich im ständigen Wandel. Unsere Wahrnehmungen und unser Denken sind individuell verschieden und verändern sich im Laufe unseres Lebens. Außerdem meinen wir oft, dass andere die Objekte der Umwelt genauso sehen wie wir, das würde aber eine identische sensorische Ausstattung und Denkweise erfordern. Als „biographische“ Wesen entwickeln wir Vorstellungen von der Welt, die wir in sprachliche Begriffe fassen. Auch, wenn sie sich immer im Wandel befinden, schreiben wir unseren gegenwärtigen Sichtweisen ein hohes Maß an Gültigkeit zu und glauben so, die Welt an sich zu erfassen. Dass dies ganz anders ist, dürfte uns meistens nicht bewusst sein.
Genau diese Einzigartigkeit bedingt, dass jeder seinen eigenen Weg durch den Dschungel des Lebens finden muss, unabhängig davon, welchen Ausgangspunkt das Karma beschert hat.
Die Werte, Normen und Rollenbilder, die wir im Laufe unseres Lebens erwerben, lassen die Einzigartigkeit in den Hintergrund treten. Wir beginnen, uns und andere einzuordnen, zu vergleichen, zu bewerten, in der Annahme, dass wir damit natürlich richtig liegen. So stecken wir uns selbst, aber auch andere in Schubladen, die eher die gesellschaftlichen Muster abbilden, als das Wesen des Menschen, den wir betrachten.
Sowohl unser eigener, wie auch der gesellschaftliche Wandel bedingen, dass sich unsere Sichtweisen ändern. Man könnte sagen, dass wir diese Schubladen im Laufe des Lebens häufig wechseln. Das, was heute noch stimmig und richtig erscheint, kann morgen falsch sein.
Lassen wir aber alle Werturteile und Vergleiche beiseite und suchen ein mitfühlendes Verständnis, finden wir die Einzigartigkeit, sei es die eigene, oder die des anderen. Hat nicht Gott dem Menschen das Leben geschenkt, damit er seinen, und damit einzigartigen Weg zur Befreiung findet? Sicherlich sind wir nicht dazu da, den Erwartungen anderer zu genügen. „Seid euch dessen bewusst, dass ihr großartig, dass ihr einzigartig seid! Sei du selbst und kümmere dich nicht darum, was andere – speziell die weltlich ausgerichteten – Menschen von dir denken!” (Sri Balasai Baba).
Die Einzigartigkeit zu erkennen, ja anzuerkennen ist eine grundlegende Voraussetzung für Akzeptanz und Liebe, und vielleicht ein Schritt, sich und andere glücklich zu machen. Es ist bestimmt ein Weg, Leid für sich und andere zu reduzieren.