Wenn über die Kriegsziele noch nicht verhandelt werden kann, dann vielleicht über ein Nebengebiet, zum Beispiel den Export von Weizen aus den übervollen ukrainischen Lagern. Vor allem im globalen Süden bahnt sich eine biblische Hungersnot an, nicht weil es an Nahrungsmitteln fehlte, sondern weil die Future-Märkte den Preis für die armen Länder in unbezahlbare Höhen getrieben hat und weil der Weizen die ukrainischen Häfen nicht verlassen kann.
Die westlichen Medien wiederholen wider besseres Wissen die Behauptung, Putin blockiere den Export (auch die NZZ). Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock «Russland führt diesen Krieg mit Hunger».
Gemäss Putin können die Schiffe die Häfen nicht verlassen, weil sie von der ukrainischen Armee vermint wurden. Einige Minen haben sich sogar aus der Verankerung gelöst und verunsichern die Schifffahrt im gesamten Schwarzen Meer. Putin und andere russische Regierungsvertreter haben mehrfach betont, sie würden die Weizenexporte nicht behindern und die freigelegten Häfen nicht für Angriffe nutzen.
Das wäre doch jetzt eine gute Gelegenheit, das russische Versprechen auf den Prüfstand zu stellen, ein paar Weizenfrachter aus den Häfen zu bringen und den bedrohten Ländern des Südens ein klares Signal zu senden: Wir lassen euch nicht im Stich, unser Krieg soll euch nicht auch noch ins Elend stürzen. Die Spekulanten wären zwar nicht einverstanden, da sie eine Fortsetzung der Krise bereits eingepreist haben. Aber was ist der Kontostand von ein paar Leute, die ohnehin mehr als genug haben, im Vergleich zum Leben von Abermillionen?
Die Vermittlung einer solchen Vereinbarung wäre ein idealer guter Dienst für ein neutrales Land, wie es die Schweiz einmal war. Es würde allen Parteien nützen. Die Ukraine würde Einnahmen erzielen, Russland könnte sein Image verbessern und der Westen könnte zeigen, dass der freie Markt tatsächlich allen etwas bringt. Fragen Sie bitte nicht, warum das nicht getan wird. Die Antwort wäre zum Verzweifeln.