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Unter dem harmlos klingenden Titel „Endlich Urlaub“ hat der begnadete Autor David Engels in seiner Kolumne in der „Tagespost“ die derzeitige ausgelassene Sommerstimmung als Ruhe vor dem Sturm beschrieben, die derjenigen der Sommer im Jahr 1914 und 1939 nicht unähnlich ist.
Wieso Europa dennoch in einen scheinbar unbeschwerten Sommerurlaub gehe statt lautstark Alarm zu schlagen, fragt sich Engels abschließend. Es sei die klassische Ruhe vor dem Sturm, meint er. Niemand wolle die Verantwortung auf sich nehmen, für eine Panikstimmung verantwortlich gemacht zu werden – wohlwissend dass man gerade in diesen Zeiten den Überbringer schlechter Botschaften als erstes hinrichtet: „Außerdem, wie bereits Hesiod wußte, ist die Hoffnung nicht nur eine der wichtigsten Tugenden, sondern auch der schlimmsten Geißeln der Menschheit. Und schließlich: Haben wir es nicht alle seit Jahren, ja Jahrzehnten erwartet, vielleicht sogar wie die Zeitgenossen des „Fin de Siècle“ in unserem Unbehagen an unserer eigenen Spätzivilisation irgendwie unverantwortlich herbeigesehnt, jenes Zeitalter der großen Umwälzungen? Jetzt gilt es für Europa, den Preis für den eigenen Zynismus zu zahlen.“
https://philosophia-perennis.com/2022/07/10/sommerurlaub-letztes-atemholen-vor-dem-grossen-sturm/