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Trotz fast täglicher Hilferufe ganzer Wirtschaftsbranchen um staatliche Unterstützung gegen die politisch verursachte Energiekostenexplosion und ständiger Meldungen über Firmenpleiten oder Abwanderungen ins Ausland, ist den meisten Deutschen offenbar das ganze existenzielle Ausmaß der Katastrophe, in die die Politik der letzten Jahre das Land gestürzt hat, nicht ansatzweise bewusst. Es droht nicht einfach eine Krise, sondern der endgültige Zusammenbruch eines Modells, das bis ins Wilhelminische Kaiserreich zurückreicht. Was zwei Weltkriege, der Kalte Krieg und mehrere Finanzkrisen nicht geschafft haben, gelang Angela Merkel und Rot-Grün in knapp zehn Jahren.
Die an selbstmörderischem Irrsinn nicht zu überbietende Energiewende, der die Wahnvorstellung zugrunde liegt, man könne die Energieversorgung eines Landes von der Größe Deutschlands mit Wind-und Sonnenenergie bewältigen, die beide ganz und gar von den Unbilden des Wetters abhängig sind und sich zugleich jeder alternativen Energiequelle berauben, indem man fast zeitgleich aus der Atom-und Kohleenergie aussteigt, hätte schon alleine ausgereicht, um dem Industriestandort Deutschland das Genick zu brechen. Mit Beginn des Ukraine-Krieges hat man sich dann sofort am Sanktionstaumel gegen Russland beteiligt, von dessen Gaslieferungen man sich zuvor völlig abhängig gemacht hatte.
Ideologische Verbohrtheit, ökonomische Unkenntnis und außenpolitische Ahnungslosigkeit, die auch das Resultat einer permanenten Negativauslese des politischen Personals im deutschen Parteienstaat ist, haben in kürzester Zeit dazu geführt, dass ein weltweit einzigartiges Wirtschaftsmodell mitten in einem Kollaps steckt, von dem es sich nicht mehr erholen kann. Seit dem späten 19. Jahrhundert war die deutsche Wirtschaft stark auf den Weltmarkt und damit auf den Außenhandel ausgerichtet. Das Geheimnis ihres Erfolges war neben der Qualität der erzeugten Produkte, das, was der Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser als „diversifizierte Qualitätsproduktion“ bezeichnete. Dahinter verbirgt sich die Vereinbarung, dass der Staat die funktionierende Infrastruktur bereitstellt, die es Unternehmen ermöglicht, konkurrenzfähig zu produzieren und dafür, im Zusammenwirken mit den Gewerkschaften, über die dafür erforderliche hochqualifizierte und angemessen entlohnten Belegschaften verfügen, die an den Erfolgen ihrer Unternehmen partizipieren.