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Auf dem Flur der Kliniken stapeln sich Patienten. Untersuchung ohne Privatsphäre, das Pflegepersonal am Limit. So beschrieb Intensivpflegerin Lisa Schlagheck in der am 6. November ausgestrahlten Sendung „hart aber fair“ den Alltag in deutschen Krankenhäusern. Dass die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Krankenhausreform Abhilfe schafft, bezweifelt sie. Was die Politik in 20 Jahren nicht geschafft hat, konnte sie mit ihren Kollegen durch einen Streik verändern.
Der Satz von Lisa Schlagheck hat Sprengkraft. In Gegenwart von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte sie am Montagabend (7. November) in der Sendung „Hart aber fair“: „Ich werde es tunlichst vermeiden, aktuell in ein Krankenhaus eingeliefert werden zu müssen.“
Schlagheck weiß, wovon sich spricht. Sie arbeitet als Krankenpflegerin an der Uniklinik Münster. Ihr ist bewusst, dass die Krise im Gesundheitswesen schon weit der Corona-Krise begonnen hat. „Die Annahme, dass wir wegen der Corona-Welle überlastet sind, ist falsch. Meiner Ansicht nach sind wir überlastet wegen der Ökonomisierung im Gesundheitswesen und wegen der Personalknappheit. Corona ist dann das i-Tüpfelchen, das uns belastet“, so Schlagheck. Damit steht sie nicht allein. Das Vertrauen in die Politik hat sie wie andere Pflegekräfte längst verloren.
Die junge Intensivpflegerin schilderte deutlich, wie es ist, seit acht Jahren allein im Nachtdienst tätig, vier Jahre auf der Normalstation und vier Jahre für Notfall- und Intensivpatienten, die auf zwei Etagen verteilt waren. Während ein Transplantationspatient in der unteren Etage lag, bei dem nicht klar war, ob das gespendete Organ abgestoßen wird, kämpfte Schagheck eine Etage höher mit Ärzten um das Leben eines Notfallpatienten, erinnert sich die Pflegerin. Kein Einzelfall, wie sie beschreibt.
Inzwischen sei es auch an der Tagesordnung in den Klinken, dass Patienten stundenlang in Fluren auf eine Behandlung warten und dort behandelt werden müssen – ganz ohne Intimsphäre. Die Suche nach einem freien Krankenbett sei wie Tetris spielen. Bevor ein Bett gefunden sei, würden schon einmal Stunden vergehen.