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„Ratten in Löcher prügeln“ – am Samstag leistete sich die Tagesschau eine schockierende Entgleisung. „Rassistische“ oder „verschwörerische“ Twitter-Nutzer setzte ARD-Korrespondent Nils Dampz mit krankmachenden Nagetieren gleich. Diese Sprache der Entmenschlichung meinte man, in Deutschland hinter sich gelassen zu haben – aus gutem Grund sind die Menschen in diesem Land sehr sensibel, wenn in dieser Art über Menschen gesprochen wird.

„Als die West-Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg versuchten, in Deutschland Demokratie und Menschenwürde zu verankern, teilten sie dem Rundfunk dabei eine zentrale Rolle zu“, schrieb Anja Reschke, ARD-Moderatorin, zur Geschichte, Sinn und Zweck des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Wenn das wirklich der Job des ÖRR ist, kann man nur konstatieren: Auftrag verfehlt. Denn nicht nur mit dem Kommentar über „Ratten“ bedienen sich ARD und ZDF einer entmenschlichenden Sprache.

Denn nicht nur von Ratten ist die Rede. Es ist kein Jahr her, da sprach ein öffentlich-rechtliches „Satireformat“ mit Frontfrau Sarah Bosetti über Ungeimpfte als „Blinddarm“ der Gesellschaft, der ja zum Überleben des „Gesamtkomplexes“ nicht gebraucht werde. Das ist sprachlich ganz kurz vor „Volkskörper“ – und gedanklich eigentlich genau dort. „Ich beginne mich zu fragen, ob die Spaltung der Gesellschaft wirklich etwas so schlimmes ist“, sagte Bosetti damals im ZDF.

Wer „Blinddarm“ ist, hat in den Augen derer, die so reden, in Wahrheit seine Menschenwürde und seine Stellung als gleichberechtigtes Mitglied in der Gesellschaft längst verwirkt. So reden ARD und ZDF, angeblich die Lehre aus und Antwort auf Goebbels’ Propaganda, ganz offen über Millionen Menschen in dieser Gesellschaft. In der WDR-Talkshow „Kölner Treff“ sagt die Schauspielerin Heidelinde Weis (die an zahlreichen ÖRR-Produktionen mitwirkte) über Menschen, die „gegen die Impfung“ protestieren: „Zum prügeln sind diese Menschen“.

Daraufhin wird geklatscht – nicht nur vom Studiopublikum, sondern auch von Talk-Gästen. Der Moderator wirft ein zustimmendes „Ja“ in den Raum. Glasklare, politische Gewaltaufrufe werden mit Applaus quittiert. Ist das ein Rundfunk, der „den Werten der Demokratie, Toleranz und des Friedens verpflichtet“ ist, wie die ARD über sich selbst behauptet?

Dieser Tage läuft in der ARD übrigens eine Themenwoche: „Wir gesucht – über den Zusammenhalt in der Gesellschaft“. Die ARD wolle sich auf die „Suche nach den Gründen des Auseinanderdriftens“ der Gesellschaft machen, heißt es. Vielleicht sollte die ARD bei sich selbst anfangen.

https://pleiteticker.de/blinddarm-ratten-pruegeln-die-schlimmsten-entgleisungen-der-ard/