In der politisch korrekt verlogenen Sprache gibt es Pazifisten, die nach Waffen rufen, Liberale, die den Zensor lieben, Egalitäre, die auf Unterschiede pochen, und Humanitäre, die auf die Menschenrechte pfeifen. Und schließlich gibt es noch die wahren Lügen; die Medien sind voll davon.
Etwas von dieser Art als Nachricht auszugeben, ist nicht nur frivol; es ist gefährlich – ein Missbrauch eben jener Freiheit, die zu verteidigen man vorgibt. Wer unter dem ARD-Label Aktuelle Nachrichten die Rubrik Faktenfinder aufruft und auch nur oberflächlich durchsieht, kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Auch Hinweise, Spekulationen, Verdächtigungen, ja bloße Gerüchte werden da als Fakten präsentiert – wahrscheinlich, weil der Unterschied zwischen Tatsache und Meinung den Leuten, die sich da zu Wort melden, gar nicht mehr bewusst ist. Wenn sie mit ihrem Latein am Ende sind, befragen sie irgendwelche Experten und bilden sich dann ein, Ansichten in Fakten verwandelt zu haben – ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit, die ja, wie Hannah Arendt bemerkt hat, zur Farce wird, „wenn die Information über die Tatsachen nicht garantiert ist“. In Deutschland ist sie das schon längst nicht mehr.
Die sogenannten Berichterstatter wollen gar nicht berichten, sie wollen Ansichten verbreiten, Reklame machen für sich und ihre Freunde. Wer sich darüber ärgert und aufbegehrt, gilt als ein schlechtes, wer kuscht und zahlt und schweigt, als gutes Mitglied der Gesellschaft.
Verkehrte Welt. Wo die Information über die Tatsachen nicht gesichert ist, hatte Hannah Arendt seinerzeit geschrieben, wird die Meinungsfreiheit zur Farce. Wo auf die Sprache kein Verlass mehr ist, wäre aus heutiger Sicht zu ergänzen, wird die Informationsfreiheit zur Farce, denn Information ist auf Sprache angewiesen. Und die wird planmäßig in Dienst genommen, verbogen und entstellt. Wenn die Wörter ihren Sinn verlieren, können sie alles Mögliche bedeuten, sogar das Gegenteil von dem, was sie ursprünglich einmal gemeint hatten. Täter werden dann zu Opfern, Schlepper zu Rettern, Utopisten zu Realisten, Terroristen zu Aktivisten – und, selbstverständlich, umgekehrt. In der politisch korrekt verlogenen Sprache gibt es Pazifisten, die nach Waffen rufen, Liberale, die den Zensor lieben, Egalitäre, die auf Unterschiede pochen, und Humanitäre, die auf die Menschenrechte pfeifen. Und schließlich gibt es dann auch noch die wahren Lügen; die Medien sind voll davon.