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Während der Deutsche Ethikrat wie ein Hilfsorgan zur Rechtfertigung der Corona-Maßnahmen und Sprachrohr der Regierung wirkt, spricht Christoph Lütge, früheres Mitglied im bayerischen Ethikrat, Klartext. Sein vernichtendes Urteil zur Corona-Zeit: Deutschland sei Richtung Autoritarismus abgebogen. Und: „Im Grunde hat man versucht, Angst und Panik zu erzeugen.“ Das sagte der Wirtschaftsinformatiker und Philosoph jetzt in einem Interview mit der „Welt“.  Dass es noch immer Maßnahmen gibt, hält Lütge für riskant mit Blick in die Zukunft. Dem deutschen Ethikrat wirft der Wissenschaftler Versagen vor.

Der Wirtschaftsethiker hatte im Januar 2021 die deutsche Zero-Covid-Bewegung unverantwortlich und einseitig genannt und wurde dafür heftig attackiert. Auf die Frage der „Welt“, wie er Vergleiche zwischen China und Deutschland heute sehe, antwortete er: „Wir sehen an China, wohin ein Zero- oder No-Covid-Konzept letztlich führt. Die Menschen sind des sinnlosen Kontrollwahns müde. So kann man nicht leben.

Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern habe man in Deutschland im Jahr 2021 kaum Beschränkungen zurückgenommen, so der Wissenschaftler. Stattdessen habe man „sogar noch 2G- bis hin zu 2G-Plus-Regeln sowie die höchst fragwürdige einrichtungsbezogene Impfpflicht“ eingeführt: „Dies sind tiefgreifende Einschränkungen. Das Ausschließen von Ungeimpften aus dem öffentlichen Leben geht ganz klar in eine totalitäre Richtung.

Was mich in Deutschland von Anfang an irritiert hat, war dieser Anspruch an eine Art kollektivistisches Denken. Das wurde formuliert von Politikern, aber auch von Medien und Wissenschaftlern, die alle jene, die auch nur leicht von der Linie abwichen, in extreme, meist rechte Ecken stellten. Ich kann mir dies darum nur mit einer rein politischen Sicht auf die Krise erklären, diese nicht beenden zu wollen, sondern den Zustand der Angst aufrechtzuerhalten.“

Der Vorwurf Lütges: „Deutschland ist zum Geisterfahrer geworden.“ Mit wenigen Ausnahmen habe der Rest von Europa „praktisch so gut wie keine Maßnahmen mehr, insbesondere keine Maskenpflicht. In Deutschland behauptet der Gesundheitsminister aber immer noch, dass Gefahr durch das Virus drohe.“ Man suche „Rechtfertigungen dafür, warum gewisse Maßnahmen beibehalten werden, so auch bei der Rechtfertigung für die letzte Verlängerung des Infektionsschutzgesetzes im September:

Deutschlang habe „in der Corona-Krise viel vom Kernbestand der Demokratie aufgegeben“, so der Wissenschaftler zur „Welt“: „Wenn man sich daran erinnert, dass das Sitzen auf einer Parkbank verboten war, dass scharfe Ausgangssperren wie in Bayern verhängt wurden, dass der Impfstatus über Grundrechte entschied, dann sind das nicht nur unverhältnismäßige und ethisch fragwürdige Regeln, sondern verfassungswidrige Eingriffe.“ Das Bundesverfassungsgericht mit seinem jetzigen Präsidenten, dem Merkel-Intimus Habarth, weigere sich bis heute, „das anzuerkennen und den eigenen Fehlern ins Auge zu sehen. Es beschädigt damit die gesamte Demokratie, in der sich doch die Gewalten gegenseitig kontrollieren sollen.

https://reitschuster.de/post/corona-massnahmen-richtung-autoritarismus-abgebogen/