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Die von der Regierung beauftragte Trading Hub Europe kaufte bis Anfang November knapp 50 Terawattstunden Erdgas, das rund einem Fünftel der gesamten Speicherkapazitäten in Deutschland entspricht. Der Durchschnittspreis beim Einkauf liegt laut „Tagesspiegel“, der sich auf Regierungsunterlagen beruft, mit rund 175 Euro je Megawattstunde deutlich über dem aktuellen Marktpreis. Die Gesamtrechnung für die Befüllung der Gasspeicher belief sich auf knapp 8,7 Milliarden Euro.

Inzwischen – mit einem solchen Szenario hatten die sogenannten Energieexperten der Bundesregierung offensichtlich nicht gerechnet – sind die Preise im Großhandel für Erdgas signifikant gefallen. Fast im gesamten zentraleuropäischen Markt kostet Gas zur Lieferung in den kommenden Monaten derzeit rund 145 Euro. Bei einem Verkauf wäre somit mit einem Verlust in der Größenordnung von rund 1,5 Milliarden Euro zu rechnen. Fällt der Gaspreis weiter, würde der Fehlbetrag noch deutlich höher.

„Hätte Trading Hub Europe schon während der Sommermonate die Ausspeicherung für den Winter abgesichert, hätten sie wohl viel höhere Einnahmen erzielt“, bemängelte Andreas Schroeder vom Energieanalysehaus ICIS bereits Mitte Oktober die fahrlässige Einkaufspolitik. Tatsächlich hat Trading Hub Europe bis in den Oktober hinein aber immer am Spotmarkt und damit tagesaktuell gekauft, statt Termingeschäfte abzuschließen.

„THE hat sich angestellt wie ein Energiemarkt-Anfänger, der nichts von Risikomanagement versteht“, ätzt Lion Hirth, Energiepolitik-Professor an der Hertie School, im „Tagesspiegel“. Im Ergebnis habe sich der deutsche Staat „de facto als Spekulant betätigt“. Für Verluste müssen die Gaskunden über die sogenannte Speicherumlage geradestehen. Sie liegt derzeit bei 0,059 Cent pro Kilowattstunde – und wird aller Voraussicht nach stark ansteigen.

https://reitschuster.de/post/wie-ein-energiemarkt-anfaenger/