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Der Kernsatz in Steinmeiers Predigt zu Weihnachten lautet: „Ich wünsche mir, dass die Älteren auch spät im Leben noch einmal bereit sind, sich zu verändern.“ Huch, eigentlich ist es in einem demokratischen Staat ja so, dass die Politik die Wünsche der Bürger, ihre politischen Vorstellungen, ihren Mehrheitsentscheid umsetzt.

Steinmeiers Rede kann wirklich in die Geschichtsbücher eingehen. Sie ist das Dokument jener hochtrabenden Moralisiererei, die mit der ständig verbreiteten Klimaangst ein Vehikel gefunden hat, mit dem jede Rationalität und jeder Widerspruch in den Boden gestampft werden kann. Dazu passt, dass „Wissenschafts-Leugnerei“ zu einem neuen Tatbestand bei der Bekämpfung von Hass und Hetze hochgejazzt wird. Der Mensch hat sich zu beugen vor jenen, die meinen, das Rezept gefunden zu haben, wie man den Planeten rettet. Es ist eine In-Dienst-Nahme der Wähler und der Bevölkerung insgesamt. Die Jungen sollen heftig demonstrieren, sie sollen kritisch sein. Natürlich nicht, was die fragwürdigen Annahmen und Maßnahmen betrifft. Nein, kritisch sollen sie sein gegen jene, die kritisch sind. So werden die Alten wie die Jungen in den Dienst der Bewegung gestellt.

Die Staatsgewalt geht nicht mehr vom Volk aus, sondern von einer Klasse von Politikern, die die Weisheit mit Schöpflöffeln gegessen haben und jetzt von oben diktieren, wie wir gerade noch leben dürfen und wie weit wir uns immer neuen Plänen zu unterwerfen haben. Und wie die Jungen kleben, so sollen auch die Alten dazu klatschen, obwohl Alter eher ein Zustand ist, der skeptisch mit diesen Weltverbesserungsplänen umgeht. Zu viel Schnapsideen hat man erlebt, um auch die jeweils aktuelle hochzuloben. Und wem hat denn Politik zu dienen? Den Volksbelehrern, oder dem Volk?

Der Souverän wird erst wegdefiniert, denn es gibt ihn gar nicht mehr, und dann zum Untertan reduziert, der bestenfalls versorgt, aber ansonsten nur benutzt und belehrt wird. Das erklärt die merkwürdige Entrücktheit des politischen Handelns, bei dem konkrete Lebensbedürfnisse kaum mehr eine Rolle spielen.
Eine Zumutung ist es, wenn wir jetzt belehrt werden von jemandem, der den materiellen Nöten so weit enthoben ist wie der Präsident in seinem Schloss und ausgestattet mit einer wahrhaft fürstlichen Pension. Die neiden wir ihm nicht.

Steinmeiers Predigt zur Umerziehung