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In den letzten Jahren wurde die Politik autoritärer, gesprächsunwilliger und alternativenblinder. Der Machtstaat sprach, der Rechtsstaat hatte Pause. Im Ausnahmezustand galt: Not kennt kein Gebot. Autoritäre Denker wie De Maistre und Carl Schmitt wurden aus der Mottenkiste reaktiviert. Das Wort von der Hygiene-Diktatur machte die Runde, eine neue Form des demokratischen Despotismus breitete sich aus. Der Staat zog die Samthandschuhe aus und große Teile der Bevölkerung ließen sich von einer aufgeblasenen Gefahr in den Bann schlagen. Alain Berset personifizierte die Machtkonzentration wie kein zweiter. Das Gesundheitsdepartement regierte exzessiv durch, machte selbst vor evidenzlosen Maßnahmen und der großen Impflüge nicht halt.
Die gefährlichste Droge unserer Zeit, für einen selbst und für andere, ist: Macht. Wer in ihren Bann gerät, beginnt, sich wie ein Junkie zu verhalten, der Angst davor hat, den nächsten Schuss nicht zu bekommen. Machtsucht geht über Leichen. Sie löst echte Bindung auf, stellt die Logik auf den Kopf, munitioniert sich mit Lüge und Täuschung – und baut eine Wagenburg auf unsicherem Grund. Macht, die sich auf Gefolgschaft durch Furcht stützt, gedeiht nur kurzweilig durch einen Cocktail aus Paranoia, exzessivem Verhalten und Willkür, was wiederum den Gegendruck in der Bevölkerung erhöht. Schon der französische Revolutionsredner Mirabeau notierte in seinem «Essai über den Despotismus», dass die Nation letztlich immer stärker ist und sich früher oder später am Tyrannen rächt.
Macht ist ein schleichendes Gift, das den Demagogen erst in Rausch und schließlich in Siechtum versetzt. Wer in Macht badet, atmet deren toxischen Dämpfe ein. Wer anderen etwas wegnimmt, wie zum Beispiel Bewegungsfreiheit, nimmt auch sich selbst Bewegungsfreiheit. Die DDR-Nomenklatura lebte nicht umsonst in einer abgeschotteten Siedlung bei Berlin. Auf die Bevölkerung wirkt entfesselte Machtausübung hingegen zunehmend wie eine Immunisierung. Nach dem ersten Schock des Machtexzesses entdeckt der Widerständler, dass sein Geist sich der Verführung der Macht entzieht.
Der Machtexzess einer Minderheit auf der einen Seite und Widerstand dagegen sind natürliche Gegenspieler. Dies zeigt sich auch in der Belohnungsstruktur. Für den, der Macht an sich reißt, ist die Belohnung am Anfang am größten und wird im Laufe der Zeit zum Schaden für sich und andere. Die süße Milch wird sauer. Beim Widerständler ist es andersherum. Er leidet am Anfang am stärksten, weil er seine Komfortzone sofort aufgeben und sich an Hindernissen abarbeiten muss. Diese Hindernisse werden jedoch mit der Zeit zu Trainingsgeräten.
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