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Am 16. Januar beginnt das Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums. Dutzende der wichtigsten Politiker und Chefs von internationalen Organisationen pilgern nach Davos, um den Herren des Geldes ihre Aufwartung zu machen. Doch die Zurschaustellung der wahren Machthierarchie kommt zunehmend in Verruf, wie das Bilderberg-Treffen zuvor. Zu Recht, denn in Davos findet regelmäßig so etwas wie ein heimlicher Bilderberg-Ersatz statt.

Waren es früher die Linken, die gegen die Zurschaustellung der Vormacht der Konzerne demonstrierten, kommt die Kritik heute vor allem von rechts, nachdem das Forum die Linke durch floskelhafte Übernahme ihrer Programmatik pazifiziert hat.

Naiverweise halten es die Verantwortlichen des Forums für eine wirksame Verteidigung gegen den Vorwurf des Elitismus, wenn eine wohlgesonnene Institution, die London School of Economics, schreibt:

„In der Summe hat das Weltwirtschaftsforum nun einen breiteren Fokus. Es schafft nicht nur Konsens durch Dialog, sondern identifiziert auch Führungspersönlichkeiten und bringt diese dazu zu handeln.“

Eigentlich ist in der Demokratie die Idee, dass nicht Konzernlobbyisten die politischen Führungskräfte aussuchen, sondern das Volk.

Neben vielen Separee-Veranstaltungen und Einzeltreffen organisiert das Forum seit 1982 etwas, was man als Ersatzveranstaltung für das in Verruf geratene Bilderberg-Treffen verstehen kann: IGWEL.

IGWEL steht für Informal Gathering of World Economic Leaders. Man findet dazu sehr selten etwas. Aber in einer 2010 veröffentlichten Jubiläumsschrift zu 40 Jahren Weltwirtschaftsforum heißt es, es sei ein Treffen hinter geschlossenen Türen und off-the-record (vertraulich).

Beim IGWEL, im schützenden und ablenkenden Rahmen des Davoser Treffens, kann man sich weiterhin fernab jeder öffentlichen Wahrnehmung hinter geschlossenen Türen und ganz vertraulich austauschen. Bekannt wird nur, dass man in Davos war, und das galt bisher vor allem als Ausweiß von Wichtigkeit und gilt immer noch als halbwegs akzeptabel.

Davos bekommt endlich einen richtig schlechten Ruf | Von Norbert Häring – apolut.net