Ohnmachtserfahrungen sind uns seit der Kindheit vertraut, wenn Eltern als unsere „Regierung“ überwältigende Dominanz ausstrahlen. Der Staat nutzt diesen erlernten Effekt, uns mit Mächtigen zu verbünden, die wir fürchten. Wir unterstellen ihnen gute Absichten, weil die gegenteilige Erkenntnis für uns allzu schmerzhaft und angstbesetzt wäre. Wenn wir die immer bedrängender werdende Machtausübung über unsere Körper und Seelen abschütteln wolle, müssen wir es also zuerst wagen, im vollen Wortsinn erwachsen zu werden. Wir müssen uns auf unser eigenes Urteil verlassen, um die Narrative der Macht zu durchschauen, die meist eher den Interessen der Erzähler entsprechen als denen der Zuhörer. Vor allem müssen wir zu begreifen lernen, welch hohes Gut die Freiheit ist, die unter den Angriffen ihrer Gegner zu Boden zu gehen droht.
Denn anstatt nur Probleme herauszustellen und den schieren Wahnsinn des herrschenden Krisen-Kanons zu kommentieren, was schlussendlich eher ein Gefühl von Ohnmacht befeuert als zu freiheitlicher Lebensgestaltung motiviert, zeigt der kluge Denker gangbare Wege auf, mit den Herausforderungen der oktroyierten Kulturrevolution von oben umzugehen, ohne dabei intellektuell wie emotional kapitulieren zu müssen.
Wenn jetzt nicht etwas Grundlegendes geschieht, dann war’s das mit der Freiheit. Und nicht die Angriffe ihrer Gegner werden ihr den Garaus machen — die Gleichgültigkeit derer, die sie so lange genossen, wird es tun. Pandemien, Weltkrieg, Klimanotstand: Die Freiheit schwebt in höchster Gefahr. „Freiheitsgesäusel“? „Mehr Diktatur wagen“? Was ist kaputt in den Herzen und Köpfen der vielen, dass sie sich selbst und ihre Freiheit so geringschätzen, ja regelrecht verachten? Warum stimmen sie ihrer eigenen Entrechtung zu und scheinen in ihre Ketten geradezu verliebt? Roland Rottenfußer zeigt: Wir sind Gefangene unserer Illusionen, Gefangene der Lügen und Strategien der Macht. Doch der Kaiser ist längst nackt, der Zauberer von Oz nur ein größenwahnsinniger Zwerg, der an Hebeln zieht. Erkennen wir, dass unsere Angst grundlos ist, fällt der Bann von uns ab und finden wir zurück in unsere Wahrheit und Kraft: „Wäre die Freiheit eine Person, eine schöne Göttin — was würde ich ihr sagen? Vor allem eines: Verzeih uns! Verzeih uns diesen erbärmlichen, unwürdigen Verrat. Es wird nie wieder vorkommen. Von nun an werden wir besser für dich kämpfen.“
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