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Zahlreiche große Medien thematisieren und kritisieren die Bezahlung von Journalisten durch Bundesministerien. Auffällig ist, wer schweigt: ARD- und ZDF-Journalisten sind am häufigsten betroffen, der ÖRR versucht die Krise auszusitzen.
Niemand kann behaupten, dass die Affäre um eine Liste von Journalisten, die für Aufträge von Bundesministerien entlohnt wurden, keine Wellen geschlagen hätte. Die Antwort der Bundesregierung auf eine AfD-Anfrage war Thema in mehreren größeren deutschsprachigen Medien. Die NZZ schrieb: „Wer als Journalist vom Staat Geld nimmt, schaufelt dem Journalismus das Grab.“ Die Welt kommentierte: „Erst das Honorar kassieren und dann kritisch berichten? Das geht nicht!“ Über t-online erreichte der Bericht ein größeres Publikum über verschiedene Webportale wie MSN.
Es fällt dabei auf, wer sich dieses Themas bisher gar nicht angenommen hat: die öffentlich-rechtlichen Medien, für die die Liste am problematischsten ist.
Das ist insbesondere bezeichnend, weil nicht nur TE, sondern auch andere Medien insbesondere Linda Zervakis als ein Gesicht dieser Geschichte wahrnehmen, weil sie der Republik bis 2021 als Gesicht der Tagesschau bekannt war. Die FAZ hat jüngst auf ihren Auftritt verwiesen, bei dem sie nicht als Moderatorin, sondern für eine „bestellte Fragestunde“ aufgetreten und großzügig entlohnt worden war.
Die Uhr tickt also. Doch sie tickt nicht für jeden gleich. 60 Treffer ergibt die Suche nach der Bezeichnung „ZDF“ in der Liste, 55-mal findet sich die ARD. Der RBB ist 38-mal, der WDR 36-mal, der NDR 22-mal, der MDR und der Bayerische Rundfunk je 13-mal, der SWR nur 11-mal aufgeführt. Angesichts des RBB-Skandals des letzten Jahres ist es bezeichnend, dass die verhältnismäßig kleine Sendeanstalt so häufig vertreten ist; das mag auch mit dem Sitz in Berlin und dem leichteren Zugang zusammenhängen. Freilich, das ist nur ein grobes Mittel: viele ÖRR-Journalisten arbeiten für mehrere Sender, Mehrfachnennungen sind möglich, und Treffer bedeutet nicht gleich Journalist.
Dass der ÖRR seine eigenen Fehlleistungen neuerlich beschweigt, ist die Wiederholung einer häufig exerzierten Strategie. Auch in der RBB-Affäre gelobte der RBB erst Aufklärung und Aufstellung eines eigenen Investigativteams, als die größten Missstände bereits der Öffentlichkeit bekannt waren. Statt eines „mea culpa“ dürfte daher als erstes ein „Faktencheck“ erfolgen, wieso die Bezahlung von ÖRR-Journalisten keine große Sache ist. Aber schon das wäre ein Zugeständnis, würde der ÖRR vom Schweigen in den Angriff gehen.